Der lange Weg um Australien ging am Ende schnell zu Ende. Schon auf dem Nullarbor fühlte es sich an, als wären wir nun auf dem Rückweg, wahrscheinlich weil keine grossen Sehnsuchtsdestinationen mehr vor uns lagen und wegen der östlichen Fahrtrichtung. Fotos wurden rar und nicht sehr inspiriert. Der Fahrtrhythmus wechselte von schnell zu schneller. Meinen Geburtstag verbrachten wir spannend an der weltmusikalischen und -kulinarischen WOMAdelaide. Die Grampians, eine niedrige Bergkette in der Nähe Melbournes, schienen uns hochgejubelt. Danach waren wir plötzlich kaum mehr als 1000km von Sydney entfernt, die Suche nach einem Platz für ein paar ruhige Tage blieb resultatfrei, und wir entschieden uns, stattdessen schon mal eine Woche in Sydney bei Sophie's Eltern zu verbringen, und dann noch einmal loszuziehen nach Bombala. Nach einem kurzen Umweg nach Melbourne, um Freunde von Sophie zu besuchen, kam so der bewegungsreiche Teil meiner Auszeit zu einem abrupten Ende, was mich etwas mit Nostalgie erfüllt.
Die grosse Runde um Australien streckte sich über 18'065 Kilometer, das ist ein wenig weiter als die Luftlinie Sydney-Bern. Der Hyundai Tuscon kostete mich für die knapp 3 Monate etwas über 2000.- in Miete, 1500.- in Benzin, und war mit seiner Zuverlässigkeit, Sparsamkeit und Geräumigkeit ein toller Weggefährte. Als ich ihn zurückbrachte, schloss sich auch der Kreis mit dem Hertz-Angestellten von Weihnachten letztes Jahr, er erinnerte sich noch gut daran - wahrscheinlich belagern die meisten Kunden das Büro nicht für Stunden, bis sie ein Auto kriegen, das ihnen genehm ist.
Kaum waren wir zurück, starb auf tragische Weise Sophies Grossmutter. In guter Gesundheit, mit etwas Beklemmung vor der anstehenden Reise nach Europa, erhielt sie vom Hausarzt Medikamente dagegen verschrieben, die zu tiefer Natriumkonzentration im Blut führte, worauf sie nicht viel trinken durfte, dadurch hatte sie einen Harnwegsinfekt der sich in die Nieren ausdehnte, Darmverstopfung, schliesslich Darmperforation, Sepsis, eine Operation war nicht erfolgreich, und das war's dann. Aus der Ferne betrachtet scheint diese Kette von Ereignissen so einfach zu durchbrechen. Natürlich kennen wir nicht alle Details, möglich dass sich schlussendlich ein anderes Bild ergibt. Trotzdem, wir haben schon von zwei fast identischen Geschichten gehört. Hart vor allem auch für ihre Kinder, die entscheiden mussten, wie lange sie an den lebenserhaltenden Massnahmen bleibt. Wie kann bloss ein Medikament verabreicht werden, das auch nur zu einem kleinen Prozentsatz solche Folgen nach sich ziehen kann? Anstatt die psychischen Beschwerden erstmal anderweitig zu behandeln, zu versuchen an der Wurzel anzusetzen statt bloss Symptome zu bekämpfen... frustrierend und unverständlich.
In Sydney versuchen wir etwas mehr Sport zu treiben, alles zu organisieren für Sophies Umzug in die Schweiz. Bisher habe ich ihren Vater und die jüngere Schwester Jocelyn getroffen, die ich beide sehr mag. Von der Uni Bern ist sie inzwischen für den Master in Ecology and Evolution zugelassen, und damit können wir nun versuchen das Studentenvisum zu kriegen. Was durch ein Schweizer Konsulat erschwert wird, bei dem man nicht anrufen darf, nicht vorbeigehen darf, und welches bloss (schlecht) über E-Mail kommuniziert. Die Bearbeitungszeit für das Studentenvisum beträgt kolossale 2-4 Monate, das heisst sie kommt anfangs Juni erstmal per Touristenvisum in die Schweiz, und kriegt das andere Visum dann hoffentlich nachgeliefert.
Gerade sind wir in Bombala am Wiedervereinigungstreffen von Sophies grossem Hike, 20 spannende Leute sind hier auf einem beeindruckenden Farmgrundstück. Darunter sind 4wd Fanatiker der Support-Crew, die schon rund um die Welt gefahren sind. Ich freue mich auf die Präsentation der Fotos und Videos heute Abend, trotz drohendem Ausufern.