Nachdem wir den Kirgisischen Nationalfeiertag noch in Bishkek verbrachten, ging es per Shared Taxi nach Karakol im Osten. Shared Taxis bieten meist vom Busbahnhof aus Mitfahrgelegenheiten, was sich als Armutszeugnis für die öffentlichen Verkehrsmittel verstehen lässt (es gibt kaum Züge, bloss unbequeme und teilweise vollgestopfte Minibusse, die vielerorts halten). Shared Taxis werden vor allem von Leuten angeboten, die darauf angewiesen sind die Kosten zu teilen, daher haben die Autos generell zu viele Insassen und zu wenige Sicherheitsgurte, das Lenkrad auf der falschen Seite, den obligaten Sprung in der Windscheibe, und einen Fahrer der zu schnell fährt und kein Wort Englisch spricht. Der Fahrpreis ist dafür teilweise lächerlich tief, für die ca. 6 Stunden Fahrt bezahlten wir je 9 Franken.
In Bishkek hatte ich von jemandem gehört, dass Lastwagen in Kirgistan eigentlich immer anhalten für Autostopper, und so zögerte ich nicht, zurück auf der Hauptstrasse ankommend einen ächzenden rostblauen Kiestransporter zuzuwinken. Es folgte einer der lebendigsten und erfülltesten Momente dieser Reise bisher, was wohl schwerlich in Textform oder sonst irgendwie nachvollziehbar rüberzubringen ist. Zusammen mit den Rucksäcken ein rüttelndes Führerhaus gezwängt, gegen vorne kaum Sicht, den Motorengestank in der Nase, links der stille kaukasische wettergegerbte Fahrer, rechts das Ufer des riesigen Issyk-Kul See vorbeiziehend. Den Motor übertönend Musik, die nicht besser zu diesem Moment aus einer anderen Zeit hätte passen können. Unter anderem L’Ete Indien von Paul Mauriat (es lebe Shazaam!;), das Original stammt von Joe Dassin, ist unten abspielbar.
Wir gingen im ziemlich kalten, leicht salzigen und sehr klaren See baden, gegen Abend blieben wir im Dorf Bokonbayevo. Dort strömten an diesem Tag gerade zahlreiche Touristen zusammen, um am nächsten Tag dem Salburun beizuwohnen, einem Festival der kirgisischen Traditionen und Kultur. Wir hatten schon davon gehört, und liessen uns von der enthusiastischen Hostess schliesslich trotz gewisser Skepsis überzeugen, dass man dies nicht verpassen sollte. Die ästhetisch ansprechenden Vorführungen mit Adlern, Bogenschützen und Reitspielen zum Ende hin entschädigten grösstenteils für organisatorische Unfähigkeiten und einen harzig verpäteten Beginn, wirre Reden (auch von Sponsoren, einem katarischen Scheich und einem neuseeländischen Vertreter von USAID), eindeutig marketingorientierten Abläufen (gefilmt wurde vor allem das Publikum) und leicht fremdschämige Darbietungen. Die Rückfahrt war ein tragisch-komisches Sinnbild der Organisationsschwierigkeiten, mangels verfügbaren Taxis wurden wir zur Freude aller einheimischen Passanten mit anderen Touris in einem Viehtransporter zurückgekarrt.
Kroatisch-deutsche Vater und Sohn nahmen uns vom Hostel in Bokonbayeva fast bis Kochkor mit, von wo aus wir einen dreitägigen Horsetrek unternommen haben, davon bald mehr.
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