Mittwoch, 31. Januar 2018

Aboriginals: Agriculture

Just a few dozen kilometers off the East Coast in Northern Queensland, Australia changes dramatically. Gone the multi-lane roads, gone the heavy traffic, gone the sizeable townships everywhere. Civilization recedes while nature reclaims dominion. Driving for hours along the mostly deserted roads, so devoid of traffic you may find yourself, for every car going by, raising lazy fingers in greeting off the steering wheel. Birds, kangaroos, snakes, emus, lizards, toads, butterflies, frequent these roads much more than humans do, a constant hazard to them and sometimes the cars, with vulture birds often announcing the many victims of movement which is too fast. Between rain-forest and swamps, rolling lush grassland and farms, savannah with burned forests, plains, arid deserts with its red soil, the landscape changes while staying recognizably Australian. The wet season predominantly affects the coastal regions, but with its rainy fingers reaches far inland this time around. Floodways across roads add another obstacle to keep a tired driver alert, with car wrecks littering the sides as an ominous warning for those who don’t. Further west, hundreds of kilometers may lie between one roadhouse or village and the next. The wide open horizon allows glimpses of the weather far away, and watching a blue sky come closer for an hour under dark grey clouds is magical. Then the sun gets low, trees cast shadows across the road, white barks light up still glistening from the rain, before being eclipsed by a sunset that sets the clouds afire. Beautiful Australia.

Oft vom Wetter weitergescheucht blieb ich auf dem nördlichen Weg Richtung Westküste nie lange an einem Ort. Darwin, Kakadu und Lichfield National Park setzte ich trotz Dauerregen durch, weil ich mich nicht ein zweites Mal davon abhalten lassen wollte, das Top End Australiens zu sehen. Während die Parks nur teilweise offen sind und in der Trockenzeit ganz bestimmt mehr hergeben, und häufig Bäche über die Strasse fliessen (bis zu 30cm hoch), war der Anblick der überfluteten Ebene mit den Wäldern im Wasser den Umweg wert. Bisher habe ich nur ein Süsswasserkrokodil gesehen, der gefährlicheren Salzwasservariante bin ich nicht begegnet. 

Audiobooks haben inzwischen einen guten Teil der Musikzeit im Auto an sich gerissen, und ich habe unter anderem das Buch Dark Emu: Black Seeds von Bruce Pascoe gehört. Was für ein Bild habt ihr vom Leben der Aborigines vor der Annektion des Kontinents durch die Europäer? Ich war der Überzeugung, sie seien allesamt Jäger und Sammler gewesen, habe mein Bild wohl aus Filmen wie Quigley the Australian erhalten. Das scheint aber nicht einmal die halbe Wahrheit zu sein, wie aus zahlreichen Berichten der frühen europäischen Siedler hervorgeht und Pascoe in seinem Buch dokumentiert. Viele Aborigines lebten in grossen Siedlungen, betrieben Ackerbau und kultivierten das Land in fein abgestimmten Zyklen, bauten Bewässerungen, Steinhäuser, breite Wege und ausgeklügelte Fischfanganlagen, trugen genähte Kleider. Nun macht dieses Bild es wesentlich schwerer, die Invasion durch die Weissen als gnadenreichen Akt der Zivilisierung hinzustellen, deckt auf, wie stark die Aborigines vertrieben, dezimiert und ihre Kultur zerstört wurde. Weshalb dies bis heute nicht offen diskutiert wird, und ich vermute die meisten Australier haben keine Ahnung davon.
Ich habe keine Widerlegung von Pascoe's Darstellung gefunden, sondern bloss Auszeichnung für das Buch, und tendiere deshalb stark dazu, seine Zitate der frühen Aufzeichnungen als bare Münze zu nehmen. Im Kakadu National Park sprach ich im Aboriginal Culture Center mit einer Parkbeamtin, die das Buch kannte. Ich fragte sie, weshalb die gesamte Ausstellung keine Spur von Ackerbau zeigt. Zuerst meinte sie, die Aboriginal Elders würden auswählen, was sie teilten. Als ich meinte, das mache nun wirklich nicht allzu viel Sinn, passte sie ihre Erklärung an und meinte nur, der Park sei halt immer noch Teil des Staats, und damit politischen Richtlinien unterworfen. Unglaubliche Sache, und macht gehörig Respekt dafür, welcher Propaganda wir immer noch unterworfen sind, auch in der heutigen Zeit. Ich werde versuchen ein vollständigeres Bild zu erhalten, und auch möglichst viele Australier damit zu konfrontieren. 

Ein anderes Hörbuch erzählte ein paar Dreamtime Geschichten im Stil unserer Märchen, womit mir der Zugang zwar viel leichter fiel, aber wohl auch  nicht mehr viel Authentizität vorhanden war.

Noch habe ich trotz gefühlt fast ständigem Fahren nicht einmal die Hälfte des gesamten Wegs zurückgelegt, eine krasse aber auch schöne Vorstellung. Sophie kommt zum grossen Glück nach Broome und reist ab da mit. Das Wetter und Wasser auf der Strasse bleiben weiterhin ein Problem, im Moment sitze ich gerade im ziemlich kleinen Kaff Kununurra fest und warte darauf, dass die Strassen Richtung Broome wieder offen sind. Zuvor bin ich zum ersten Mal umgedreht, habe auf dem Weg Richtung Lake Argyle eine geflutete Stelle zu Fuss erkundet (auch zum ersten Mal) und dabei mitten drin tiefe Schlaglöcher gefunden, in die ich sonst wohl reingefahren wäre.


Mittwoch, 17. Januar 2018

Better Than Dreamtime

Die Dreamtime ist ein Ausdruck für den Ursprung aller Dinge im Glauben der Aborigines, eine Zeit in der Geisterwesen durch das Land reisten und wichtige Orte und heilige Stätten schufen. Ich habe bisher keinen wirklichen Zugang zu Dreamtime Geschichten gefunden. Sie handlen fast immer von einer gewalttätigen Untat, von Verwandlung in Tierform und Bestrafung für die Untat, und "erklären" damit eine Landschaft, eine Naturgegebenheit, ein Verhalten von Tieren. Und sind damit als theologische Basis für meinen Blick ziemlich einfach gestrickt. Es ist immer noch ein Ziel von mir, ein besseres Verständnis für die Dreamtime und ihre Geschichten zu kriegen, und schien dadurch, neben der offensichtlichen Anspielung auf eine traumhafte Zeit, ein passender Titel für diesen Blog.

Aber jetzt bin ich Sophie Gulliver auf ihren Reisen begegnet, und das ist ein ganz anderer Traum. Ich habe meinen Plan umgestellt, will zwar immer noch um Australien herum, tue dies aber in erhöhtem Tempo. Sie kommt fast sicher an die Westküste reisen mit mir, dann verbringe ich zwei Monate bei ihr in Sydney und lerne ihre Familie und Freunde kennen, lasse Afrika aus und wir kommen zusammen in die Schweiz, wo sie im September einen zusätzlichen Master beginnen will.

Ich denke, das könnte für den Einen oder Anderen überstürzt klingen. Doch ausser in kurzen Momenten der Unfassbarkeit haben wir beide eine riesige Klarheit, was ein wunderbares Geschenk ist, das mich fast wieder religiös werden lässt, zwecks Abnehmer der Dankbarkeit. Ich freue mich schon jetzt darauf, sie euch vorzustellen, und wer nicht warten mag, der darf mich gerne fragen für mehr Details.

Nach all den Verzögerungen, zuerst frustrierend und schlussendlich schicksalshaft wundervoll, fuhr ich schliesslich doch noch ein paar Tage mit Nitya die Ostküste rauf. Ihr Fuss, den sie kompliziert gebrochen und mehrfach operiert hat, wurde dabei auf kurzen bis mittleren Hikes (Highlights: Mary Cairncross Scenic Reserve, Kondalilla National Park, Noosa National Park, Fraser Island) immer wieder stark beansprucht, was aber die richtige Therapie zu sein scheint.

Am Ende der Noosa Wanderung hörten wir ein Didgeridoo, suchten nach der Quelle und sahen den Musiker mit einem älteren Aborigine in einem Steinkreis sitzen. Als er uns erblickte und rüberwinkte zögerte wir keinen Augenblick, uns dazu zu setzen. Der charismatische Aborigine wurde uns vom Didgeridoospieler ehrfurchtsvoll als bekannter Künstler vorgestellt, sein Name ist Charlie Chambers und er ist extrem junge 81. Er erzählte etwas zu Gebräuchen der umliegenden Stämme (z.B. zu was Teile eines erbeuteten Tieres verwendet werden), was mich ein bisschen an die Dreamtime Stories erinnerte. Auch insofern, als dass es mir zwar milde interessant vorkam, ich aber gleichzeitig nicht wirklich verstand, weshalb er uns dies erzählte. Nitya meinte später, das sei ihre Art, Kommunikation aufzubauen. Der Musiker erlaubte uns den Einblick, dass er und Charlie einander träfen weil sie beide eine harte Zeit durchlebten, und sie versuchten etwas weiterzugeben. Tatsächlich war es jedem Passanten anzusehen, wie die Energie der Szene eine starke Anziehungskraft ausübte, alle schauten, einige blieben in der Nähe stehen, ein weiterer Mann setzte sich hinzu. Ich wäre gerne länger geblieben, doch die zweieinhalbstündige anstehende Fahrt durch die einbrechende Nacht zum gebuchten Hostel liess uns verfrüht aufbrechen.

Auf Fraser Island, der grössten Sandinsel der Welt, nahmen wir das 4WD Taxi hin zum Waldcamp, schwammen im himmlischen Basin Lake (einer von über 100 Süsswasserseen), wo ich mir beim Runtertauchen das Trommelfell beschädigte - hoffe das heilt bald aus. Inzwischen ist Nitya wieder in Tyagarah und ich bin alleine unterwegs, unter anderem war ich auf einer überbevölkerten aber sonst recht sympathischen Segeltour auf den Whitsunday Islands, am spektakulär schneeweissen Whitehaven Beach.

Der umgekehrte Kulturschock nach Japan ist verdaut, mein gekauftes Auto bei Dan scheint repariert und dann verkauft zu werden, mein gemietetes Auto fährt gut und sparsam (5.5-8.0 l/100km je nach Fahrweise), ich entdecke für mich australisches Neuland, die Camping-Ausrüstung komplettiert sich langsam und lässt selbständiges Kochen zu, die schlimmste Ferienzeit über Weihnachten und Neujahr ist vorbei, das Wetter ist grösstenteils anständig und sehr warm, und selbst im Tropensturm scheint das Zelt zu halten. Ich bin happy, und wäre sogar begeistert, zöge es mich nicht so stark entgegen der Fahrtrichtung nach Sydney.